IRGENDWO ZWISCHEN ABSCHIED UND ANKUNFT, ZWISCHEN BEKANNTEM UND FREMDEN!
- tillbehnke
- Aug 31, 2015
- 6 min read
Liebe Leuts,
lange ist es her seitdem ich mich das letzte Mal über meinen Blog gemeldet habe und mittlerweile bin ich auch schon eine gute Woche wieder zu hause.
Es ist viel passiert: die Zeit nach dem Urlaub, der Abschied in Südafrika von Familie, Freunden und der Schule und letztendlich die Ankunft und die ersten Tage in Deutschland in meiner Heimatstadt Hannover.
Meinen letzten Monat in Südafrika habe ich natürlich nochmal richtig genossen und voll ausgeschöpft. An dem ersten Wochenende nach dem Urlaub im Juni/Juli war ich zusammen mit dem Malusi, einem einheimischen Freund, und ein paar anderen Freiwilligen beim Mzolis. Das Klischee, dass die meisten Südafrikaner gerne Fleisch essen wird hier zu Genüge verkörpert. Mzoli selber ist der Inhaber von seiner gleichnamigen Grillstation, oder wie auch immer man es nennen will. Im Prinzip gibt es einen abgeschlossenen Bereich, begrenzt durch Bauzäune, wo man an Tischen Essen und Trinken verzehren kann. Im Nebenhaus ist eine Metzgerei, wo du dir dein Fleisch aussuchst, was dann im Hinterhof gegrillt wird. Zwar liegt Mzolis mitten im Township, ist aber trotzdem eine der Touristenattraktionen rund um Kapstadt, weswegen du auch mal locker zwei Stunden auf dein gegrilltes Fleisch warten kannst. Mit Bier und Fleisch an den Plastiktischen kommt auf einen Sonntag auch richtig gute Stimmung auf, und es wird viel getanzt, wie in einem kleinen Club.

http://www.noxrentals.co.za/blog/wp-content/uploads/2013/11/mzolis.jpg
Den darauf folgenden Sonntag war ich bei einem Musikwettbewerb, wo verschiedenen Musikgruppen in den Kategorien kulturelle und klassische Musik gegeneinander angetreten sind. Dahin hat mich wieder mein Freund Malusi hingeschleppt, weil seine Gruppe dort aufgetreten ist, leider aber nur den dritten Platz gemacht hat. Abgesehen davon, dass klassische Musik nicht wirklich zu meinen Favoriten zählt, hat es mir sehr gefallen, auch wenn die Gruppen größtenteils die gleichen Lieder gesungen haben, damit man sie besser unterscheiden konnte.
Auch am nächsten Wochenende war ich wieder unterwegs und zwar stand das Farewell (die Verabschiedungsveranstaltung) von unserer Organisation an. Dazu wurden unsere LehrerInnen und ErzieherInnen aus der Schule und den Kindergärten und wir Freiwilligen natürlich eingeladen. Der offizielle Teil bestand aus Reden von Freiwilligen, unserer Mentorin und Arbeitskollegen. Im Anschluss gab es mal wieder ausreichend zu Essen. Den Abend habe ich in Muizenberg verbracht, wo es noch viel vom Urlaub zu erzählen gab. Morgens gleich bin ich ein letztes Mal im Meer baden gegangen, was sich echt nicht so kalt angefühlt hat, weil die Außentemperatur auch ziemlich weit unten lag und der Unterschied dadurch geringer wurde. Und spätestens nach dem Kaffee und dem Croissant mit Meerblick war mir dann auch wieder warm. Um das Wochenende „vollkommen“ zu machen bin ich Sonntagabend das letzte Mal in die Kirche gegangen. Es wurde wie immer viel gesungen und getanzt und abschließend habe ich mich dann noch von vielen verabschiedet. Um ehrlich zu sein ist mir das aber nicht besonders schwer gefallen, weil ich nach meiner anfänglichen Euphorie doch eher unregelmäßig im Sonntagsgottesdienst war.
An meinem letzten Wochenende hatte ich eine kleine Abschiedsfeier geplant. Für die musste ich den ganzen Samstag und Sonntagmorgen einkaufen, vorbereiten und sauber machen. Aber ich hatte das Glück in eine Großfamilie zukommen, was über das Jahr auch nicht immer ganz einfach war, aber bei solchen Veranstaltungen hat jeder mitgeholfen. Insgesamt hatten wir über 20kg Fleisch, mehrere Schüsseln Pap und Chakalaka. Für genug Sitzplätze hat mein Transportfahrer gesorgt, der die Plastikstühle von seiner Kirche bei sich in der Garage lagert. Eingeladen hatte ich Nachbarn, Arbeitskollegen, Kirchenmitglieder, Freunde und auch die anderen Freiwilligen. Nachdem der Großteil nach afrikanischer Zeit auch mal zwei Stunden später angekommen ist, haben wir mit dem offiziellen Teil begonnen. Meine Eltern, Nachbarn und Freunde haben Reden gehalten und auch ich durfte ein paar Worte zum Abschied loswerden. Das alles wurde natürlich wieder begleitet von Gesang und ein paar Gebeten. Im Anschluss haben wir gegessen, viel erzählt und uns gegenseitig das Beste für’s Leben gewünscht. Gegen Abend sind meine Freunde und ich noch losgezogen, um ein, zwei Bierchen um die Ecke in der Kneipe zu trinken.



Abgesehen von meinen Wochenende habe ich jeden Tag auf der Arbeit geliebt und genossen, besonders im letzten Monat habe ich nochmal viel mit LehrerInnen und SchülerInnen gequatscht, die zwei Garten aufgeräumt und natürlich mein täglichen Sport – und Nachhilfeunterricht gemacht. Nebenbei haben wir Freiwilligen für jede Klasse eine Collage mit Bildern aus dem ganzen Jahr und ein Fotobuch für die MitarbeiterInnen gefertigt. Ansonsten waren die letzten Schultag nicht sonderlich außergewöhnlich. Wir hatten in der Woche bevor ich gefahren bin, noch ein kleines Farewell, wo wir mal wieder Fleisch gegessen und über unseren geleisteten Freiwilligendienst gesprochen haben. Auch wenn es die MitarbeiterInnen teilweise es nicht so gut zeigen konnten, waren sie uns sehr dankbar für das was wir geleistet haben und auch wie wir mit den Kindern umgegangen sind.


In der gleichen Woche war ich zusammen mit der Marla und der Klasse 3 inklusive Klassenlehrerin Nomwu auf einem Camp in Wellington. Zusammen mit Sicherheitsleuten und einem Begleiter haben wir die Zugfahrt dahin auch mehr oder weniger souverän gelöst. In Wellington hat auf uns eine biodynamische Farm gewartet, wo wir zwei Tage übernachtet haben. Zwischen sehr gesundem Essen, Tiere füttern, Kompost bauen, einer Nachtwanderung und Pferde reiten hatten die Kinder sehr viel Spaß. Auch wir haben es genossen nochmal rauszukommen bevor wir wieder zurück nach Deutschland mussten. Nur die erste Nacht haben uns die Kinder doch eher schwierig gemacht, weil sie die 10 Uhr-Bettruhe-Regel bis 2 Uhr ausgereizt haben, aber ich meine ich war nicht anders als Schüler und in der zweiten Nacht konnten sie dann umso besser schlafen.
Meinen letzten Abend in Südafrika habe ich in meiner Gastfamilien bei einem leckeren Abendessen und einem Glas Rotwein von der Farm genossen. Ich glaube zu dem Zeitpunkt haben wir alle noch nicht wirklich realisiert, dass ich am nächsten Tag nach Deutschland zurück fliegen muss, weshalb es am Flughafen umso emotionaler wurde. Ich bin zusammen mit meiner Familie, zwei Freunden und dem Hausmeister der Schule zum Flughafen gefahren, wo schon die restlichen Freiwilligen mit verheulten Gesichtern standen. Nach und nach haben wir Abschied genommen und als dann mein kleiner Bruder angefangen hat zu weinen konnte ich auch nicht mehr an mir halten.
Nachdem ich es dann endlich geschafft habe die Sicherheitskontrolle hinter mir zu lassen, fand ich mich in einem mir schon bekannten Umfeld wieder – ein Flugzeug der Turkish Airline. Mit genauso wenig Platz wie beim Hinflug, einem Zwischenstopp in Johannesburg und der gleichen Menükarte bin ich mit sieben weiteren Freiwilligen nach Istanbul geflogen. Der Flug ging überraschend schnell, was nicht zuletzt daran lag, dass wir uns ein bisschen durch das Drink-Angebot der Fluggesellschaft getestet haben.
In Istanbul hieß es dann ein weiteres Mal Abschied nehmen von liebgewonnenen Menschen und dann saß ich auch schon wieder in einer Maschine von Turkish Airline mit einem nicht ganz fertigen Rührei im Landeanflug auf Hannover. Insgesamt war ich 19 Stunden unterwegs, mit einer Stunde Gepäck suchen, was mir aber sehr schnell vorgekommen ist. Ich hab noch nicht mal richtig Zeit gefunden um nachzudenken, da wurde ich quasi schon wieder begrüßt von meiner Familie und Freunden mit Herrenhäuser und Mettbrötchen.


Ich wurde oft gefragt in den ersten Tage, ob ich einen Kulturschock erlebt habe hier in Deutschland und muss sagen, dass ich es auch erwartet hätte aber bis jetzt immer noch ausgeblieben ist, vielleicht auch gerade deswegen weil ich so herzlich wieder in mein altes Leben aufgenommen wurde. An dem Donnerstag habe ich dann noch ein paar Bilder und Videos gezeigt und am Abend war ich mit meinen Freunden in unserer Stammkneipe. Am Freitag gab es dann noch eine Überraschungsparty oben drauf, was mir auch sehr gefallen hat, weil ich gleich meine ganzen Leute wieder getroffen habe, ohne die einzeln abzugrasen. Ansonsten ist meine erste Woche in Deutschland sehr schnell rumgegangen. Ich habe tagsüber immer viel Organisatorisches noch erledigen müssen und abends habe ich mich mit Leuten getroffen. Und um ehrlich zu sein hat sich hier in Hannover wirklich nicht viel verändert, auf der Limmerstraße haben ein paar neue hippe Geschäfte aufgemacht, an der ein oder anderen Ecke ist ein neues Wohnhaus in Arbeit und der Küchengarten hat jetzt endlich eine hochmoderne Toilette bekommen, die den umliegenden Büschen und Bäumen ernstzunehmende Konkurrenz macht, zumal sie nicht die ganze Nacht geöffnet hat. Ich fühle mich bis jetzt total wohl wieder in Hannover und muss sagen, dass ich mein Leben hier genauso zu schätzen und letztendlich lieben gelernt habe wie mein Leben in Südafrika.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen Menschen bedanken, besonders meine Familie und engsten Freunde, die mich überall unterstützt haben und mir einen angenehmen Start in Deutschland wieder bereitet haben.
Das ist vorerst mein letzter Blogartikel, vielleicht gibt es eine Fortsetzung bei meiner nächsten Reise.
Ich wünsch Euch was und wenn wir uns noch nicht gesehen haben, meldet Euch doch einfach, für ein Bierchen bin ich immer zu haben :)
Euer Sipho Pasiya Mndende alias Till Amos Behnke
