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DOCH-NICHT-WINTER, FITNESS UND DEUTSCH!

  • tillbehnke
  • Apr 27, 2015
  • 5 min read

Liebe Leuts,

wie ich mir den Winter zurecht gedacht habe letzte Woche weiß ich auch noch nicht so richtig, weil es jetzt schon wieder strahlenden Sonnenschein und einen fast wolkenlosen Himmel gibt. Vielleicht kommt der aber auch schubweise, wir werden sehen. Letzte Woche jedenfalls sah es schon so aus, als wenn die Arbeit die einzige Beschäftigung ist, der man außer Haus nachgeht, ansonsten sich aber lieber in sein warmes Bett verkriecht. Vorerst ist das zum Glück noch nicht der Fall, zwar war diese Woche auch nicht kurze-Hose-Wetter, aber sonnig und windstill allemal.

Bei euch müsste es gerade angenehm Frühling werden mit all den wunderbar blühenden Blumen, Büschen und Bäumen. Ich muss sagen die Natur besser gesagt das Grün aus Hannover vermisse ich schon ein wenig. Natürlich ist hier die Landschaft wunderschön, Meer und Berge vereinen sich zu einem nahezu perfekten Ausblick, aber in meinem Umfeld wird recht wenig Wert auf sowas wie Balkonpflanzen, kleine Gärten oder große Bäume gelegt. Es gibt immer wieder Projekte, wo versucht wird die Umgebung grüner zu machen, aber die benötigen sehr viel Zeit zum Wachsen, wenn sie nicht vorher schon entfernt werden.

Soweit mal wieder zum mehr oder weniger gelungenen aber durchaus wetter-lastigen Einstieg.

Meine Schulwoche war gesunder Durschnitt, neben dem üblichen Nachhilfestunden, Gardening, Sportprogramm und Hausmeisterreparaturen gibt es nur eine erwähnenswerte Sache. Es gibt einen Jungen in der 6. Klasse, mit dem sehr schwierig umzugehen ist. Zwar schlägt er nicht wild um sich oder zeigt irgendwelche Anzeichen von Hyperaktivität, aber alle Lehrer eingeschlossen dem Hausmeister sind es leid mit ihm zu arbeiten. Die Begründungen reichen von Respektlosigkeit über ständiges Reden bis zur pauschalen Abweisung, weil er ja ehso immer nur vor der Tür wäre.

Ich habe mir vorgenommen neben meinen Nachhilfeschülern, die Hilfe in Englisch oder Mathe benötigen auch Sisa Nachhilfestunde zu geben. Sowohl in Englisch als auch in Mathe sehe ich da keine Notwendigkeit, aber ich möchte den Jungen verstehen, verstehen warum er so handelt und ihm schlussendlich hoffentlich helfen besser in der Schule klar zukommen. Auf der anderen Seite bin ich mit den Lehrern im Kontakt, um sich über eventuelle Fortschritte bzw. Veränderungen auszutauschen. Ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin – zumindest in Deutschland bräuchte ich dafür eine Ausbildung, aber ich werde es versuchen. Mein Ziel ist es, dass die Klasse entspannter Lernen kann, die Lehrer ihn besser verstehen können und es auch für Sisa einen immensen Vorteil bringt, da ohne gute Schulausbildung dir der Weg zur Universität verschlossen bleibt und damit zu schlecht bezahlten Jobs offen, was hier noch viel intensiver ist als in Deutschland. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg – ich werde euch berichten.

In meiner Zeit neben der Arbeit habe ich mich mal wieder um mein Studium gekümmert – das Feld ist schon in Sichtweite – und um ein alternatives Sportprogramm für den Winter. Beim Boxen war ich schon seit längerem nicht mehr und für den Sport am Lookouthill wird es langsam aber sicher zu kalt, ausgenommen heute natürlich. Deswegen habe ich mich zusammen mit dem Jonathan bei Zone Fitness, einem nahegelegenem Fitness Centre in Mitchells Plein angemeldet. Vom Standard her vermisst man dort überhaupt nichts, teilweise ist er sogar besser, weil es Einzelduschen und sogar Shampoo auf den Duschen gibt – also nur für die, die es interessiert.

Am Donnerstag hatten wir ein Freiwilligenmeeting im Centre, was wie immer mehr als interessant war. Das Wochenende war ich seit langem mal wieder komplett draußen in meiner WG in Muizenberg, was richtig gut getan hat, weil ich da dauerhaft deutsch sprechen kann und mal wieder ausgiebig mit Menschen über was auch immer diskutieren, quatschen oder philosophieren kann. Außerdem gibt das immer eine gelungene Möglichkeit ein paar Unternehmungen zu machen – richtiger Reisebuchführersatz.

Am Freitagabend gleich habe ich zusammen mit einer kleinen Gruppe von Freiwilligen mal wieder das Tanzbein in einer der unzähligen Tanzschuppen auf der Longstreet geschwungen und ein weiteres Mal ist mir aufgefallen wie besonders die Schwarzen zu den Klängen der Musik sich bewegen können – einfach atemberaubend und damit meine ich auch Atem beraubend.

Den Samstag habe ich überwiegend mit der Vicky verbracht. Die Planung war District 6 Museum und dann mal schauen. Ein kurzer Hintergrund zum District 6 entnommen aus Wikipedia:

District Six ist ein 1867 gegründeter Bezirk im südafrikanischen Kapstadt. Das Gebiet wurde vor allem von freigelassenen Sklaven, Händlern, Künstlern, Arbeitern und Immigranten bewohnt, da es nahe dem Stadtzentrum und dem Hafen gelegen war.

In den späten 1960er Jahren wurde der als multiethnisches, kulturelles Zentrum geltende Stadtbezirk gewaltsam geräumt und abgerissen und in ein Wohnviertel für „Weiße“ umgewidmet. Die Vertreibung der vormaligen Bevölkerung gilt als eines der Musterbeispiele für die rassistische Politik der Aphartheidsperiode. Dieser Prozess stand mit der seit 1968 verstärkt landesweit vorangetriebenen „urbanen Umsiedlung“ (urban relocation) „nichtweißer“ Bevölkerungsgruppen im Zusammenhang, wodurch sich eine geographisch deutlichere Differenzierung zwischen den Wohngebieten „weißer“ und „nichtweißer“ Einwohner herausbildete.

Das Museum an sich war zwar preiswert, aber meiner Meinung nach echt nicht sehenswert. Es gab viel zu wenig Aufnahmen von dem Viertel selber, anstelle dessen rückten Familienfoto und Einzelporträts, die aber wiederum auch nur versehen mit Namen und nicht mit Hintergrundinformationen. Anschließend haben wir noch ein Kaffee geschlürft im angrenzenden Hipstercafé.

Jetzt kommt der absolute Oberhammer: In Plumstead gibt es eine deutschen Metzgerei, wo ich schon immer hin wollte, weil ich doch so gerne Mettbrötchen essen und man die sonst nirgendwo bekommt. Kurzerhand haben wir uns entschlossen da vorbei zu schauen, aber die waren gerade schon am Aufräumen und die Besitzerin empfahl mir ein Laden mit Fleischtheke in Constantia. Nach langem Suchen haben wir den besagten Laden betreten und es war wie in einem Traum. Auf dem Zeitschriften Ständer standen die Bunte und der Spiegel, saure Gurken guckten aus dem Regal herüber und hinter der Fleischtheke lächelte eine etwas pummlige Bedienung. Die Fleischtheke hatte alles zu bieten, was unser Herz erwärmen lies. Angefangen mit Leberwurst und richtiger Salami über Bockwurst bis hin zum Kassler – einfach ein Traum. Zu einem kühlen Weizen vom Fass konnte ich endlich mein Mettbrötchen – was eher ein Mettbrot war und nur 80% mit den deutschen Mettbrötchen mithalten kann – genießen. Der Tag war in jedem Fall ein voller Erfolg.

Noch ein Bild von meinem Mettbröchten alias Mettbrot:

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Mein Sonntag bestand aus Ausschlafen, Stromberg die Serie und Kirche. Die Kirche war dieselbe von der ich euch auch letztes Mal schon berichtet habe, the Movement. Eigentlich verbringe ich meinen Sonntagnachmittag immer gerne zuhause, aber der Gottesdienst da hat es mir echt angetan. Ich muss den auf jeden Fall einmal Filmen, damit ihr das auch versteht.

Das war’s auch schon wieder von mir meine Lieben, ich wünsch Euch was und bis bald

Euer Till, Sipho, Fips oder wieder auch immer

 
 
 

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