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ROAD TRIP (TEIL 2)

  • tillbehnke
  • Jan 20, 2015
  • 8 min read

Liebe Leuts,

mittlerweile habe ich es auch geschafft über den zweiten Teil meiner Reise zu schreiben. „Zwar erst Montagabend, aber wenigstens noch in dem versprochenen Zeitrahmen“ – das war mein Vorhaben gestern, aber ich muss ehrlich gestehen ich bin fast vor meinem Laptop eingeschlafen. Heute ist der Eintrag aber mehr als fällig. Nur noch kurz zu den letzten Tagen. Am Sonntag war ich auf dem Lion’s Head wandern, das zum Thema Entspannung, und im Anschluss habe ich mit meiner Familie gegrillt. Also rund um ein schöner Tag. Den Montag habe ich abgesehen von der Arbeit, in Muizenberg in meiner WG verbracht, weil zwei Freiwillige aufgrund von Problemen im Projekt nach Johannesburg wechseln müssen und das erst gestern erfahren haben.

Soweit zum Aktuellen, jetzt wieder zum Urlaub:

Nachdem wir innerhalb unserer Freiwilligengruppe den Heilig Abend in East London verbracht haben sind wir am deutschen ersten, hier einzigem Weihnachtsfeiertag dem 25. Dezember zu meiner Gastfamilie in der Nähe von Butterworth genauer Nqamakwe gefahren. Viele Familien aus dem Western Cape (Kapstadt + Umgebung) haben Verwandte im Eastern Cape, die sie regelmäßig besuchen. Dementsprechend konnte ich auch mal die weiteren Verwandten meiner Familie kennen lernen – was ich mir gemerkt habe? Es sind sehr sehr, viele.

Als wir angekommen sind haben wir uns gewundert, warum viele – hauptsächlich die Männer – schon um 16 Uhr betrunken sind. Das durften wir am nächsten Morgen gleich mal selbst erleben. Aber dazu später.

Wir wurden richtig nett empfangen, sowohl von den Familienmitgliedern, als auch von den Nachbarn, die uns auch direkt kennen lernen wollten. Zur Stärkung haben wir typisches südafrikanisches Essen bekommen: Chicken mit Reis und Gemüse. Was mal wieder echt lecker war nach unserer einseitigen Ernährung dominiert von Nudeln und Fertigsoße.

Im Anschluss haben wir mit meinem Onkel eine Rundfahrt durch die Umgebung gemacht, die unseren Auto mal wieder nicht wirklich gut getan haben – im Endeffekt wurde alles durch die Vollkasko abgedeckt, aber mit meinem eigenen Auto wäre ich da nicht lange gefahren.

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Nebenbei, das ist meine Gastmutter mit dem Kuscheltier der Vicky.

Am Abend durften wir in Genuss von noch betrunkeneren Menschen und ziemlich viel Alkohol kommen, was wohl üblich in der Gegend und besonders an Weihnachten war.

Am nächsten Morgen wurden wir nach dem Frühstück von den Nachbarn zu einer typischen „African Beer“ – Zeremonie eingeladen, der wir prompt ohne Vorwissen gefolgt sind. In einer typischen Hütte fürs Eastern Cape saßen wir zusammen mit Männern in der Runde auf Betten und Stühlen und in der Mitte wurden Kräuter angezündet. Zur Ergänzung gab es typisches afrikanisches Bier, aus Maismehl gewonnen, und Gin – und das alles um 10 Uhr morgens. Da brauch man sich auch nicht wundern, warum viele schon um 16 Uhr einen im Tee haben.

Weiter ging es nach Port St. Johns, was für uns der unangenehmste Stopp war. Neben dauerhaftem Regen und tropischem Klima, haben wir uns bis auf einen Ausnahme den Magen verdorben und lagen somit zwei von drei Tagen flach. Am Abreisetag haben wir dann aber doch noch recht viel gesehen, weil wir zusammen mit einem Guide zu Wasserfällen gefahren sind, die sehr beeindruckend waren. Zumal der Guide uns den Weg zu den schönsten Aussichtspunkten an den Wasserfällen geführt hat.

Weiter an der Wild Coast haben wir uns das letzte Mal vor Durban in Port Shepstone nieder gelassen, was aber nicht weiter erwähnenswert war. Neben einem durschnittlichen Backpackers haben wir nicht weiter viel von der Umgebung gesehen.

Am 30. Dezember haben wir dann Durban, einer der größten Städte an der Wild Coast erreicht. Schon von vielen Reisenden haben wir gehört, dass Durban eine schöne und vielseitige Stadt wäre. Davon wollten wir uns natürlich selbst überzeugen, aber erstmal stand Silvester an.

Nachdem wir reichlich ausgeschlafen und im Meer gebadet hatten, haben wir uns langsam fertig gemacht für den Abend. Gegen halb 12 sind wir dann in die Innenstadt Durbans gefahren und haben unsere Nacht in einer der vielen Tanzbars von Durban verbracht. Zwei Sachen mussten wir feststellen, einmal dass die Tanzbar echt gut gefüllt war von InderInnen und dass die Südafrikaner anscheinend nicht wirklich viel böllern. Zumindest haben wir den ganzen Abend nur einen Rakete gesehen, was den Straßen am nächsten Morgen auf jeden Fall ein besseres Ansehen erbracht hat.

Apropos der nächste Morgen: Wir mussten die Nacht im Auto schlafen, weil unsere oberste Zeltplane von einem Sturm weggeweht wurde und es dementsprechend gut reingeregnet hat. Da die Sonne im ungünstigsten Einfallswinkel auf das Auto geschiehnen hat, konnte man es ab 8 Uhr da auch nicht mehr aushalten.

Nach einem ausgewogenem Frühstück und anschließendem Baden im Meer folgte ein Tag auf der Coach von unserem Backpackers, auf dessen Dächern es sich übrigens eine Affenfamilie gemütlich gemacht hatte. Diese warteten nur auf einen Moment der Unachtsamkeit, damit sie sich was vom Frühstückstisch stibitzen konnten.

Am folgenden Tag sind wir in die Innenstadt Durbans gefahren und haben da eine sogenannte Hop-on/Hop-off Tour gemacht. Uns wurde mit jedem Stopp klar, dass Durban wohl doch nicht so eine schöne Stadt ist, einzig alleine die Lage direkt am Wasser ist grandios. Was wir noch von Durban mitgenommen haben? Die Vermutung aus der Tanzbar, dass viele InderInnen hier in Durban angesiedelt sind, hat sich durchaus bestätigt. Es gibt sogar ganze Viertel, die „indisch“ gestaltet sind und auch einen indischen Ich-kann-alles-kaufen-Markt.

Von Durban aus ging es dann in die Drakensberge, genauer gesagt in ein Backpackers am Fuß des Sani Passes. In meinen Vorstellung würden wir in den Drakensbergen sehr viel wandern und einfach mal wieder wunderschöne Natur bestaunen. Ersteres hat sich mit unserer 4x4-Tour im Landrover wohl ergeben. Zwar war die Sicht besonders schön, aber viel gelaufen sind wir mal wieder nicht.

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Die Tour war abgesehen von den Mitfahrern auf jeden Fall ihr Geld wert, zumal wir sogar bis nach Lesotho reingefahren sind und dort ein typisch lesothoanisches Dorf besichtigt haben inklusive traditionellem afrikanisches Bier, mal wieder, und was besonders lecker war: selbst gemachtes, frisches und noch warmes Brot.

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Was uns an den Mitfahrern gestört hat? Abgesehen davon, dass sie für jeden Vogel und allgemein alle zwei Meter halten wollten um Fotos zu machen, haben sie sich darüber aufgeregt, dass die Einheimischen Geld verlangen, wenn sie fotografiert werden. Sie haben sich über R10 aufgeregt, was je nach Wechselkurs bei ca. 70 Cent liegt. Weiter sollten Kinder für sie tanzen, damit sie möglichst „realistische“ Eindrücke festhalten könnten. Ich darf an dieser Stelle aus meinem Reisetagebuch zitieren: „Einfach nur arrogante Lachslappen.“

Der Tag wurde aber doch schlussendlich abgerundet zur Freude aller in Afrikas höchstem Pub, der auf ziemlich genau 3482m lag.

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Am nächsten Tag sollten wir dann aber doch noch auf unsere Wanderkosten kommen und zwar sind wir mit einem Guide zu Höllenmalereien gewandert. Wenn man sich vorstellt, vor wieviel tausend Jahren diese Malereien entstanden sind war die Tour schon echt empfehlenswert, ansonsten eher durchschnittlich.

Mit unserem Auto konnten wir leider nicht den Sani-Pass überqueren, was uns einen Umweg von zehn Stunden um Lesotho rum verschaffte, um zu unserem Backpackers in Lesotho zu gelangen. Wir waren untergebracht in der Nähe von der Hauptstadt Maseru, in Roma.

Von Lesotho selbst haben wir nicht viel gesehen, nur vom Durchfahren – aber das was wir gesehen haben machte einen sehr ruhigen Eindruck. Es gibt noch viele Bauern, die ihre Felder bewirtschaften und auch die Hauptstadt ist lange nicht so stressig und gehetzt wie manch eine Großstadt in Südafrika. Der ruhige Eindruck spiegelt sich auch in der Kriminalitätsrate von Lesotho, die bei langem nicht so hoch ist wie in Südafrika. Von daher war Station Lesotho eher Entspannung für uns.

Ganz im Gegenteil von der nächsten Station, dem Krüger National Park. Insgesamt haben wir vier Nächte in der Nähe vom Krüger Park geschlafen und drei davon sind wir früh, teilweise sogar richtig früh aufgestanden. Direkt am ersten Morgen wollten wir von Beginn an im Krüger sein, weil man morgens die meisten die Tiere sehen soll. Also ging es um fünf Uhr los und wir wurden auch prompt mit einem trinkendem Löwenpärchen belohnt, die unweit der Straße ihr Morgenwasser genossen haben.

Mein Kindheitstraum, einen Löwen in nahezu freier Wildbahn zu sehen, war also schon direkt am ersten Tag erfüllt. Neben unzähligen Elefanten, Zebras, Antilopen, Affen auf dem Parkplatz und ein paar wenigen Giraffen haben wir noch Highlights wie Nashörner und Nilpferde entdeckt.

Teilweise waren die Tiere aber so weit weg, das es selbst durch den Zoom der Kamera schwierig war, zu entscheiden welches Tier sich da in der Ferne befindet.

Am Folgenenden Tag sind wir in ein Rehabilitationscentre gefahren, wo man angeblich auch Löwenbabys streicheln konnte. Vorort wurden wir Zeuge einer ziemlich großen Touristenverarsche. Davon ab, dass wir natürlich keine Löwenbabys streicheln konnten, hatten wir das Gefühl, dass sich hinter dem „Rehabiliataionscentre“ ein ganz normaler Zoo verbirgt. Zwar wurde uns erklärt, dass sie sich verletzte Tiere annehmen, aufpeppeln und wieder freilassen, aber es wurde nur von einem Fall berichtet, der wieder ausgewildert werden konnte.

Bei der Führung selbst, haben die Guides gesagt, dass es einfach nicht mehr möglich ist, nach so langer Zeit mit Menschen, die Tiere wieder auszuwildern. Dementsprechend nutzten sie einen guten Vorwand, um Touristenströme zu ihrem Zoo zu locken – egoistisch aber war.

Für den nächsten Tag stand eine Safaritour mit Guide wieder mal im Krüger auf dem Plan. Wir haben uns davon verprochen, dass wir eventuell noch mehr Tiere sehen, zumal die Guides untereinandern vernetzt sind, sprich wenn einer ein Tier sieht, wissen es die anderen auch.

Unsere Theorie ist aufgegangen, durch den Guide haben wir zweimal Hyänen gesehen und sogar ein Krokodil auf einer Sandbank im Fluss. Und auch drei weibliche Löwen haben wir am Straßenrand aus schlecht geschätzten drei Meter Entfernung gesehen. Da haben wir auch erfahren, dass Löwen von einem 24-Stunden Tag ganze 22 Stunden schlafen und entspannen. Nur zwei Stunden pro Tag ist ein durschnittlicher Löwe aktiv – was ein Leben!

Der vierten Nacht folgte der Abreisetag aus der Krügerumgebung und der Weg nach Johannesburg. Zuerst aber sind wir an unzähligen Bananenplantagen vorbei zu Blyde River Canion gefahren.

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Der Blyde River Canion ist eigentlich nichts weiter als kilometerlange Aussichtpunkte für überragende Fotos. Auch an einem Wasserfall waren wir mal wieder, aber leider nur von oben, dementsprechend ist das Schwimmen ein weiteres Mal ausgefallen.

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Nachdem wir uns im Anschluss mal wieder einen Burger mit Pommes gegönnt haben sind wir auf direktem Weg nach Johannesburg gefahren. Unsere Erwartungen waren nicht sonderlich groß, weil Johannesburg als eine der hässlichsten Städte Südafrikas degradiert wurde. Zumindest wenn man den flüchtigen Reisebekanntschaften Glauben schenken sollte.

In der Minenstadt angekommen war ich zumindest überrascht, weil ich entgegen der anderen Meinungen Johannesburg durchaus vor Kapstadt einordnen würde. Natürlich nicht von der Lage, zumal Johannesburg die größte Stadt weltweit ist, die nicht an einem Fluss, See oder Meer liegt, aber durchaus vom Stadtinneren. Das haben wir unter anderem mit einem Hop-On/Hop-Off Bus mal wieder besichtigt, was echt eine gute Erfindung ist, weil du in wenig Zeit echt viel mitnimmst, sogar den geschichtlichen Hintergrund von Johannesburg kann ich noch wiedergeben.

Und zwar ist Johannesburg entstanden, weil es Goldvorkommen in der Umgebung gab. Wie sich eine Stadt gebildet hat ist selbsterklärend. Fasziniert finde ich immer noch, dass dieses bis heute besteht, zumal das Wasserzulieferungssystem eine äußerst komplizierte Angelegenheit ist.

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Wiederrum am Abreisetag haben wir das Apartheidsmuseum besichtigt, was eine Sonderausstellung zu Nelson Mandela beinhaltet. Zwar muss man sehr viel durchlesen, und das auch noch auf Englisch, aber das Museum ist echt ein Besuch wert, für jeden der genug Durchhaltevermögen mitbringt.

So langsam gehen wir auch schon dem Ende unseres Road Trips entgegen. Auf dem Rückweg nach Kapstadt haben wir ein Übernachtungsstopp in Blomfontein eingelegt, somit sind wir vergangene Woche Donnerstagmorgen in Kapstadt angekommen.

Alles in allem war es ein sehr schöner Urlaub, zumal es meiner erster wirklich selbstorganisierter und sogar auch längster Urlaub war. Die Natur, die Südafrika zu bieten hat ist einfach unbeschreiblich, wenn man sie selbst noch nicht gesehen hat. Also packt eure Koffer, setzt euch in den nächsten Flieger und auf geht’s. Zwischendurch könnt ihr ja noch auf einen Kaffee bei mir im Township vorbei schauen.

Also das war’s für erste von mir – sala kakuhle, wie der Xhosa sagen würde.

Bis zum nächsten Blogeintrag,

Euer Sipho

 
 
 

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