S.O.S.-CAMP, AUSFLUG, GEBURTSTAG, AVIS UND TAFELBERG INKL. ZITAT!! (2)
- tillbehnke
- Dec 1, 2014
- 5 min read
Liebe Leuts,
nach meiner gestrigen doch eher kurz gehaltenen Berichterstattung, wird es heute ein klein bisschen ausführlicher. Nebenbei genieße ich übrigens Marzipankartoffeln aus Deutschland, geschickt von der Familie, und eine Art Kaffee, der mehr sowas wie Cappuccino-Pulver ist. In Deutschland wäre ich dabei auf jeden Fall in Weihnachtsstimmung, aber bei teils sehr sonnigen 32° schon um 9 Uhr morgens fällt mir das hier doch eher schwer.
Wo wir gerade beim Thema sind, fröhlichen ersten Advent - nachträglich. Wenn mich ein Mitfreiwilliger und die Grüße aus Deutschland nicht daran erinnert hätten, wär der erste Advent fast unbemerkt an mir vorbei gelaufen. Auch innerhalb meiner Gastfamilie wurde es nicht besonders gefeiert, einerseits weil meine Familie auf solche Feierlichkeiten nicht besonders viel Wert legt, wie ich schon an Geburtstagen sehen konnte, andererseits habe ich von meinen anderen Freunden und Bekannten aus Khayelitsha und Umgebung auch nichts Gegenteiliges gehört. Bin mal gespannt, ob sich das noch ändert und wenn ja wann.
Nun zu meiner Woche, die alles andere als von Alltag geprägt war. Der Montag selbst war der einzige Tag, an dem ich voll gearbeitet habe. Der Dienstag war nur ein halber Tag, weil wir am Mittwoch in ein Camp mit Klasse 4 und 6 gefahren sind – und wir ja noch Zeit zum Packen brauchten, so die Begründung von den Lehrern.
Meinen verfrühten Feierabend Dienstag habe ich nicht wirklich mit Packen verbracht, sondern bin zusammen mit zwei Mitfreiwilligen Livia und Marie, die auch im Khayelitsha wohnen, an den Strand gefahren. Bis auf ungefragte Fotos und Videos, hauptsächlich von und mit den Mädchen, war der Tag ganz schön. Was nicht zuletzt daran gelegen hat, dass es das erste Mal seit meiner Ankunft nicht übertrieben windig am Strand war, was einen Strandtag schon ganz schön verderben kann. Auch wenn die Temperaturen auf der Anzeige stimmen und auch die Sonne vielversprechend strahlt.
Am Mittwochmorgen bin ich dann zum ersten Mal mit in meinem Leben sogar mit einem Auto zur Schule gefahren – warte mal ich habe doch gar kein Auto. Richtig! Wir Zenzeleni-Freiwilligen haben uns das von Livia und Marie geliehen, weil wir am Freitag verfrüht vom Camp losfahren mussten, um rechtzeitig bei dem Ausflug von den Freiwilligen vom Centre zu sein.
Die Fahrt zum Camp war schon atemberaubend – die Landschaft rund um Kapstadt hat einfach mega viel zu bieten. Mitten in den Bergen verbirgt sich eine Panoramalandschaft, die ich eigentlich nur in Schottland vermutet habe. Wir waren schlicht und einfach perplex.

Das S.O.S Camp (kurz für South African Exploration Student Camp) war nicht weniger atemberaubend. Das Camp umfasst alleine um die 100 ha inklusiver Berghängen, Seen und ist eine Heimat für zahlreiche Tiere. Auf dem Campus befinden sich ein Strauß, ein Dromedar mit Jungen, Ziegen, Pferde, Schildkröten, Affen, Meerschweinchen, Esel, und und und. Über die Tiere hinaus gibt es einen Naturpool, einen Klettergarten, einen Fitnessparkour und einen Teamübungsplatz. Und um alles komplett zu machen grenzt an dem Camp ein Naturreservat, was sogar zwei Geparden beherbergt, die wir leider nicht gesehen haben.




Achso und nicht zu vergessen, die Unterkunft, zumindest die für die Lehrer, glichen einem Hotel der Superlative. Ich selbst hatte mein eigenes Bett, mit Decke und Kissen, eigene Handtücher, eine Regendusche und zur Begrüßung wurde uns Lehrern Kekse, Bonbons und Traubensaft bereitgestellt. Selbst richtigen Kaffee haben wir vorgefunden. Und auch die Einrichtung war höchst professionell gestaltet.

Wenn ich das lese, was ich über die Unterkunft schreibe, klingt das gar nicht so besonders, aber im Gegensatz zu dem was ich sonst bewohne, war das echter Luxus für mich und auch die anderen Freiwilligen und Lehrer waren sehr positiv überrascht.
Das Camp wurde hauptsächlich gestaltet von den Angestellten und die mit den Kindern unter anderem Aktivitäten wie Tiere füttern, Nachtwanderung, Kanu fahren, Klettergarten, Schwimmen, unnd und und gemacht haben. Selbst sowas wie Feuer machen oder Wolkenkunde wurde den Kindern beigebracht.
Also ein Rundum Erlebniscamp, was aber keineswegs langweilig für die Kinder war. Alle und damit meine ich wirkliche alle, eingeschlossen der Lehrer, waren höchst begeistert von dem Camp und den Aktivitäten. Für uns Lehrkräfte war es zwar nicht nur Entspannung, zumal die Kinder nachts auch ziemlich aktiv waren, aber wir hatten Glück, dass die Angestellten vom Camp fast alle Übungen geleitet haben. Je nach Lust und Laune konnte man sich mehr oder weniger einbringen.
Am Freitagmorgen oder besser gesagt in der Nacht hat sich ein Mädchen eine Platzwunde beim Runterfallen vom Bett geholt, weswegen ich mit einer Lehrerin zum nächstgelegenen Arzt gefahren bin. Die Wunde musste mir vier Stichen genäht werden, das Mädchen aus der vierten war aber sehr tapfer und hat fast gar nicht geweint.
Durch die Verzögerung sind wir verspätet zum Ausflug mit den Freiwilligen am Freitag gekommen, was aber nicht weiter schlimm war, weil es eher gemeinsames Picknicken und Baden in der Gebirgskette hinter Muizenberg war. Und wieder war ich einfach nur beeindruckt, was die Umgebung von Kapstadt einfach alles zu bieten hat – oder wo findet man in Deutschland ein See im Gebirge umgeben von grüner Idylle und keinen Lärm?!
Demensprechend bin ich schon ziemlich entspannt in das erst beginnende Wochenende gestartet. Das hat mal wieder mit einer Geburtstagsfeier, diesmal von der Sofie, begonnen, was wie immer sehr viel Spaß gemacht hat.
Am Samstagmorgen bin ich direkt mit einem anderen Urlaubsmensch aus unserer Truppe zu Avis gefahren und jetzt endlich haben wir auch verbindlich unsere beiden Autos für den Urlaub. Der restliche Sonntag bestand dann aber eher aus Strand, Filmen und Rückfahrt in die Familie.
Am nächsten Tag, dem eigentlichen Ruhetag, stand eine Wanderung auf den Tafelberg auf dem Plan. Meine Familie war leider nicht zu motivieren, aber stattdessen ein paar Mitfreiwillige, teilweise aus anderen Projekten, aber alle aus Muizenberg.
Ich muss sagen, die Wanderung oder teilweise auch das Klettern auf den Tafelberg habe ich schon ein bisschen auf die leichte Schulter genommen, was mir klar wurde, als wir bei gefühlten 40° in der Sonne den Berg hoch gekrakzelt sind. Der Weg hoch und runter war aber trotz der Hitze eigentlich das Beste am Ausflug, weil ich persönlich die Sicht auf Kapstadt nicht sonderlich schön finde, nachdem was ich hier schon an Landschaften gesehen habe. Keine Frage, hässlich ist sie natürlich nicht, aber ich hab mir mehr erwartet.
Nichts desto trotz war es ein sehr schöner Ausflug und meinem Ziel endlich mal ein paar Touristenziele abzuarbeiten bin ich auch näher gekommen. Selbst gemachte Fotos vom Tafelberg kommen erst Ende dieser Woche, weil ich die gerade nicht habe. Aber dafür dann umso mehr.
Jaaa, das war’s auch schon fast wieder. Das Wochenende habe ich dann in meiner Familie ausklingen lassen mit überraschend kommunikativen und offenen Gasteltern. Ich glaube das lag größtenteils daran, dass wir uns viel zu erzählen hatten, zumal ich sie das letzte Mal vor dem Camp gesehen habe.
Und was das Zitat angeht, bedarf es noch einer kleinen Erklärung. Eigentlich habe ich mir gedacht, mit meinem noch in Deutschland bestehendem Klischeedenken, dass ich mir in Südafrika Dreads machen will, weil wo sonst, wenn nicht hier. Aber so verbreitet ist das hier auch wieder nicht und einen Iro wollte ich schon immer mal ausprobieren. Und wenn es bald nicht mehr gefällt, dann kommen eben wieder alle Haare ab.
Wenn ihr noch Fragen habt, meldet euch einfach. Bis dahin gaanz liebe Grüße aus dem immer noch hellen Kapstadt,
Euer Till