CHRISTMAS DAY INKL. SCHUHBOXEN UND VERDREHTER WELT + SKYPEN, BASEBALL UND TIERHEIM!
- tillbehnke
- Nov 17, 2014
- 3 min read
Liebe Leuts,
was macht das Leben, der Alltag, die Arbeit und natürlich die Freizeit bei euch daheim? Ganz besonders interessieren mich selbstverständlich die Eindrücke der Hannoveraner am vergangenen Samstag von der HoGeSa – Demo bzw. Gegendemonstration. Vielleicht dramatisieren das die Medien ja auch mal wieder ein bisschen zu sehr, aber ich muss sagen, durch die Berichte, die ich gelesen habe, sehe ich doch schon eine ernstzunehmende politische Gefahr, was meint ihr?
Aus meiner politischen Welt, wenn wir gerade beim Thema sind, gibt es nicht viel zu berichten - oder besser gesagt ich bekomme nicht viel mit, der Alltag lässt nicht allzu viel Raum für Durchschauen eines neuen unbekannten Systems.
Zwar führe ich schon mit dem Einen oder Anderen Einheimischen Gespräche über Politik in Südafrika, aber die sind eher oberflächlich. Ich sollte mir echt mal nächstes Wochenende Zeit nehmen, um mich dahin weitergehend zu informieren, merk ich gerade. Wenn ich was Wissenswertes rausgefunden habe, lasse ich es euch wissen.
Meine Woche war bis Donnerstag eigentlich wieder mal sehr gewöhnlich, von Arbeit über Sport bis zum Sprachkurs. Am Donnerstag nach der Arbeit bin ich direkt nach Mitchells Plain gefahren, ein angrenzendes, überwiegend aus Colours bestehendes Township, um dort ein bisschen was einzukaufen. Die Promenade ( Name der Mall) ist schon noch eine ganze Ecke größer als die Ernst-August-Galerie in Hannover und hat viel zu bieten, was ja nicht gerade meine Traumwelt ist. Aber wo sollen Haarrasierer und Öl für den Popcornverkauf in der Schule sonst her kommen?!
Am Freitag gab es einen Höhepunkt in der Schule, am Donnerstagmorgen schon sind eine ganze Menge Schuhgeschenkboxen mit einem Transporter abgeliefert worden. Am drauffolgenenden Tag, sprich den Freitag, gab es erstmal eine große Versammlung mit allen Schülern und die Violinenspieler, einige Klassen und die Drama-AG haben der restlichen Schule und nicht zu vergessen zwei Organisatorinnen von der Aktion mehr oder weniger eindrucksvolle Stücke vorgeführt.
Hier ein Bild von der gesamten Schülerschaft:

Im Anschluss hat sich jede Klasse in ihrem Klassenraum wieder eingefunden und die Kinder durften die vor ihnen liegende Schuhgeschenkbox öffnen. Aber natürlich nicht bevor eine der weißen Organisatorinnen immens übermäßige Freude von schwarzen Kindern auf dem Bild festgehalten hat.
Mein Bild hält noch die Spannung vor dem ausreißen fest und so seht ihr auch mal einen Klassenraum:

Über so einen Aktion habe ich schon in Deutschland eine Dokumentation gesehen und war eigentlich immer positiv dem gegenüber gestimmt. Aber auf der anderen Seite sieht man hier auch das Kritische dabei, dass dadurch Vorurteile nicht aus dem Weg geräumt werden. Ich weiß selber von meinen beiden Gastgeschwistern und auch von dem Durschnitt der Kinder in der Schule, dass die alle zuhause Zahnbürsten, Zahnpasta und Seife haben (was nebenbei die Pflichtsachen in der Schuhbox waren). Durch die übermäßige Freude drücken sie aber genau das Gegenteil aus, was sich auch durch die Aussage einer Organisatorin zeigt: „Ist es nicht schön, wie sich die Kinder über Dinge freuen, die für uns alltäglich sind?!“
Ich möchte damit nicht sagen, dass ich solche Aktionen sinnlos finde, aber entweder sind die Schuhboxen an unserer Schule falsch oder die Fotos sollten ein ehrliches Bild vermitteln.
An solchen Punkten, merke ich schon wie sich meine Sichtweise auf bestimmte Dinge verändert, weil man genau sowas in der Realität sieht und nicht von den Medien oder den Sponsoren verfälscht.
Der Tag an sich und die teilweise auch die echte Freude über die individuelle Kleidung und Spielsachen in den Schuhboxen war aber auf jeden Fall ein gelungener und eine schöne Erfahrung.
Den restlichen Freitag habe ich nach der Autofahrt in meine WG genau dort auch ausklingen lassen. Mein restliches Wochenende war auch nicht mehr sonderlich spannend für den Durchschnittsmenschen. Am Samstag habe ich mit meiner Familie und Freunden geskypt und den Abend habe ich bei Freunden aus einem anderen Projekt verbracht. Der erstreckte sich über anfängliches Baseball spielen und dem Spiel Phase 10 bis hin zur beinahen Liveübertragung von Klitschkos Boxkampf.
Am Sonntagmorgen sind ein Teil von uns zusammen Hunde ausführen aus dem benachbarten Tierheim gegangen – ein rundum zufriedenstellendes Wochenende also.
Zum Abschluss noch ein meiner Ansicht schönes Bild von einem fast Sonnenuntergang vor meiner Haustür, uns zwar wirklich vor meiner Haustür.
Bis gaanz bald,
euer Till
