URLAUBSBESPRECHUNG 2.0, AMERIKANISCHES VORORT-FEELING UND PUMZA'S KIRCHE!
- tillbehnke
- Nov 9, 2014
- 4 min read
Liebe Leuts,
wie geht’s euch da oben in Deutschland? Was macht der Alltag – bringt wahrscheinlich auch nicht so viel neues, oder? Aber ich muss sagen, genau den vermisse ich ein bisschen. Nicht das ich Heimweh habe, aber einfach so wissen wo alles ist, im eigenen Zimmer und Bett schlafen und einfach weiß wo man was hat.
Wenn ich an solchen Punkten ankomme, checke ich erstmal in was für einem Luxus ich gelebt habe. Gar nicht direkt bezogen auf materielle Gegenstände, mehr auf die eigene Freiheit. Eigenes Zimmer, eigenes großes Bett, keine Kommunikationsschwierigkeiten, Orientierung und auch allgemein Ausgehfreiheit hatte ich in Deutschland selbstverständlich - oder ist das gar nicht so selbstverständlich?
Darüber habe ich in den letzten Tagen viel nachgedacht, was für mich selbstverständlich war ist vielleicht manch einen nicht, auf jeden Fall hier in meinem Township Khayelitsha für die meisten nicht selbstverständlich. Der Durchschnittsmensch hat hier kein eigenes Zimmer, teilweise sogar gar kein eigenes Bett. Und zumindest in der Ausgehfreiheit sind sogar die Einheimischen eingeschränkt, weil wenn einer Geld braucht, ist ihm das egal ob er von weiß oder schwarz klaut. Nur das heimische Gefühl hat der Durchschnittsmensch hier wahrscheinlich schon.
Ansonsten fühle ich mich aber derbe wohl hier. Bei der Arbeit läuft alles rund, in der Familie auch und in der WG sowieso.
Höhepunkte? Naja so mehr oder weniger, sagen wir eher vom Alltag-abweichende-Punkte.
Am Mittwoch bin ich nach dem üblichen Sprachkurs nicht zurück in die Familie gefahren, sondern habe in Muizenberg bei meiner WG übernachtet. Eigentlich um den Urlaub intensiv zu besprechen und zu planen, aber irgendwie hat sich das ein bisschen ausgelöst, weil keiner so richtig ein Plan hatte bzw. es eigentlich auch ganz schön ist ein bisschen ins Ungewisse zu fahren. Nichts desto trotz steht Reiseführer auf der To-Do-Liste, weil fünf Wochen ins Ungewisse zu fahren, kann auch ein bisschen nach hinten losgehen.
Am Freitag war mal wieder ein Outing (Ausflug) mit einer Klasse. Ich finde es generell echt schön aber auch ziemlich ungewohnt, dass die Schule soo viele Ausflüge macht, sei es in ein Camp oder ein Tagesausflug. Vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil wir Freiwilligen bei jeder Klasse aushelfen müssen.
Aber nun zum Ausflug. Ann-Sophie und ich sind zusammen mit Nomwu und ihrer 2.Klasse nach Kalk Bay in ein Meerestierhaus gefahren. Ich weiß nicht so richtig wie ich es beschreiben soll, aber die Kinder hatten auf jeden Fall eine Unterrichtsstunde zu Ebbe und Flut, heimischen Muscheln und anderweitigen Lebewesen, die man am Strand findet und über Haie.
Im Anschluss haben wir zumindest die ein paar der heimischen Lebewesen direkt vor der Tür am Strand gefunden. Unter anderem waren da neben Muscheln, Seesterne und Seeigel zu finden. Allgemein ist es für Kinder ja schön einen Ausflug zu machen, aber ich habe immer das Gefühl, dass die Kinder aus den Townships das besonders glücklich macht – also zumindest die Jüngeren. Vielleicht ist es auch nur mein Eindruck, weil ich selber immer den krassen, alleine optischen Unterschied zwischen Township und Muizenberg sehe.
Der Ausflug war ingesamt auch für mich sehr schön, was nicht zuletzt daran gelegen hat, dass ich frühen Feierabend hatte und direkt von Kalk Bay aus nach Muizenberg gefahren bin, was ungefähr ein fünftel von der Strecke von Khayelitsha nach Muizenberg ist. Dementsprechend hatte ich fast ein verlängertes Wochenende.
Den Freitag habe ich dann noch zum entspannen genutzt, denn abends stand schon wieder eine Geburtstagsfeier auf dem Plan. Diesmal hatte David Geburtstag und das wurde natürlich bis in die Puppen ausgekostet.
Den anschließenden Samstag haben wir dann genutzt um aufzuräumen und uns im Meer zu erfrischen. Ich habe dann noch bei befreundeten Freiwilligen in der Gastfamilie vorbeigeguckt, die sich aber allerdings in Muizenberg befindet. Zwar ist das in der Nähe von der WG, aber das Viertel in dem die wohnen, ist nochmal ganz anders. Ich war zwar noch nie in Amerika, aber es sieht so aus wie Kleinstadt bis ländliches Amerika. Teilweise waren vor den Häuser noch nicht mal Zäune geschweige denn Hunde und irgendwie wirkte alles ein bisschen spießig, aber ich habe mich durchaus heimisch und wohl gefühlt. Und auch die Gasteltern waren sehr herzlich. Irgendwie war es fast so ein Gefühl wie nach Hause kommen.
Gegen Abend bin ich dann wieder in meine Gastfamilie gefahren, weil ich heute morgen mit meiner Gastschwester in die Kirchen gegangen bin. Als ich gestern Abend angekommen bin, war ich ganz überrascht, dass keine Kinder durch das Haus laufen und sich mit dir beschäftigen wollen, weil Liso und Khanya bei ihren Cousinen waren. Für mich hieß das mal eine Nacht ein eigenes Zimmer – sehr angenehmer Luxus, wo wir wieder beim Thema wären.
Heute in der Kirche, war es richtig gut. An solchen Punkten merke ich wirklich, dass ich in eine andere Kultur eintauche. Erstmal die Kirche von außen:

Hättet ihr gedacht, dass sich da eine Kirche drin versteckt? Ich auch nicht.
Aber wie letztens einer so schön zu mir gesagt hat: "Die Südafrikaner sind zwar nicht so weit entwickelt, aber dafür haben sie noch einen Sinn für Gemeinschaft und Familie." Und genau das hat man wieder im Gottesdienst gemerkt. Es bestand aus seehr viel Gesang, Vorstellung der „neuen“ in der Gemeinde – neben mir noch zwei andere – und predigen, die mir auf Englisch übersetzt wurden. Was durchaus hilfreich war, denn mein isiXhosa ist immer noch nicht perfekt bis überhaupt nicht perfekt.
Nach der Kirche haben sich alle bei mir bedankt und mich nochmal willkommen geheißen, obwohl ich mich ja eigentlich bedanken müsste.
Zwar hatte ich meine Kamera mit, aber gleich beim ersten Mal wollte ich nicht ein Video machen, vielleicht nächstes mal. Dann kommt auf jeden Fall die Stimmung besser rüber. Der Gottesdienst hat auch ganze vier Stunden gedauert, weswegen ich neben Mail checken und Blog schreiben heute nicht mehr viel machen werde.
Das war’s auch schon wieder von mir, wenn Sie Fragen, Kritik oder Anregungen haben, sende Sie mir einfach eine Mail und ich werde in kürze auf Sie zurückkommen.
Bis dahin eine ganz große Umarmung,
euer Till