CAMPEN, SALZIGES SCHAFSGEHIRN + GOTTESDIENST!
- tillbehnke
- Sep 27, 2014
- 4 min read
Liebe Leserschaft – um mal Abwechslung reinzubringen,
wie geht es euch in allen Teilen von Hannover, in Köln, in Bad-Essen, in Lemgo und von wo ihr sonst gerade diesen Blog verfolgt? Wie ist das Wetter, wie ist die Stimmung und was passiert überhaupt momentan in Deutschland?
Ich will nicht sagen, dass ich hier von der Außenwelt abgeschlossen bin, aber ich bekomme schon recht wenig von der deutschen Innen-und Außenpolitik und der restlichen Welt mit. Zwar bin ich ab und zu im Internet und auch hier gibt es Nachrichten, aber beides ist beschränkt, sei es in der Zeit oder im Weltblick.
Ich merke schon, dass hier andere Themen präsent sind als in den deutschen Medien. Anstatt dem Ukraine-Konflikt, landen beispielsweise die Unruhen in einem der Townships auf dem Titelblatt, was nicht heißt, dass die Leute sich nicht für andere Themen interessieren.
Letztens hatte ich ein Gespräch mit einem Freund über den Ukrainekonflikt, was dort eigentlich passiert ist und was jetzt die Folgen sind, nur leider bin ich stets noch beschränkt in meinen Aussagen, weil meine nicht so erfolgreiche Schulenglischkarriere verständlicherweise keine dicken Früchte trägt – aber ich arbeite dran.
Was gibt es neues von meiner Seite?
Mittlerweile habe ich mich in der Familie gut eingelebt, als ich letztes Wochenende wieder in „meine“ Straße eingebogen bin, erschlich mich ein wohliges Gefühl von Heimat – ein positives Zeichen.
Von meinem neuen Freund Sam, mein Nachbar, wurde ich schon zu einer Townshipparty eingeladen, die er selbst mit organisiert und auch sonst nimmt er mich überall mit hin, sei es zum Sport zu anderen Freunden oder zu einem Gottesdienst – dazu später mehr.
Auch in der Zenzeleni School komme ich mit meinem bzw. dem Freiwilligenprojekt gut voran. Inzwischen haben wir alle Außenwände von dem Werkzeughaus verputzt, so gut wie es eben ging und Anfang letzter Woche habe ich zusammen mit dem Jonathan die Innenwände verputzt.
Warte mal, wer ist jetzt Jonathan? Jonathan ist ein weiterer Freiwilliger an der Zenzeleni School. Er ist zusammen mit der Marla, auch einer „neuen“ Freiwilligen, Mitte September angekommen und seit Anfang dieser Woche in der Schule.
Meine WG habe ich schon seit längerem nicht gesehen, weil letztes Wochenende das Camp war. Aber ich denke soweit geht es denen gut. Ich bin froh dieses Wochenende mal wieder vorbei zu kommen.
Was ich sonst so erlebt habe?
In meinem letzten Eintrag habe ich das Camp nur kurz erwähnt. Ich bin zusammen mit Ann-Sophie, 3 Lehrern und der 7.Klasse der Zenzeleni School in ein Landheim in der Nähe von Simonstown gefahren, wo man die allseits bekannten Pinguine in mehr oder weniger freier Natur beobachten kann. Das Landheim hat sich bis auf die Lage nicht von deutschen Landheimen unterschieden. Es gab einen großen Essenssaal, inklusive Küchen, Schlafräume,…. Die Lage ist traumhaft:

Wir haben nur 5 Minuten zum Strand gebraucht, wo sich die Kinder sowohl Samstag als auch Sonntag vergnügt haben. Am Freitag haben wir die Pinguine besucht, was eher ernüchternd für die Schüler war, weil sie sich in Büschen versteckt haben und man größtenteils nur ihre Laute gehört hat. Aber hier haben sie sich doch mal rausgetraut:

Ansonsten war das Wochenende gefüllt von Spielen, Essen und einer abendlichen „Talentshow“. Am zweiten Abend hat die eine Lehrerin ungeahnte Talente in den Schüler gemeint zu entdecken, wovon wir Freiwilligen zum Glück verschont wurden.
Vergangenen Dienstag war ich zusammen mit Sam in B-Section, um Freunde von ihm zu treffen und meine Umgebung besser kennen zu lernen.
Ich lebe in A-Section, B-Section ist, man glaubt es kaum, direkt neben an. Khailyetsha, mein Township, ist wie eine Stadt eingeteilt in verschiedene Areas, Stadtviertel. Es gibt nicht nur Buchtstaben, sondern auch einfach Namen wie „Nyanga“.
Nun zu dem Gottesdienst. Es war gegen 7 Uhr am Abend und wir standen vor dem Haus von Sam’s Freund. Auf einmal kamen so um die 15 Leute mit Autos vorgefahren und gaben uns alle die Hand. Ich dachte mir huuch, was haben die denn vor. Der letzte hat mich eingeladen mit rein zu kommen.
Als ich das Haus betrat saßen schon alle im Wohnzimmer und ich nahm mir auch ein Stuhl und setzte mich ein bisschen abseits. Auf einmal fing eine Frau an zu singen und alle stiegen ein, wie als wenn sie das Jahrelang geübt haben – vielleicht haben sie es ja auch.
Anschließend hat ein Mann teils auf isiXhosa und teils auf Englisch, mir zur liebe, gepredigt und zwischen durch wurden immer wieder Lieder angestimmt. In Deutschland habe ich nicht oft Kirchen besucht, aber an diesem Abend war ich so begeistert, dass ich mir vorstellen kann, einen solchen Gottesdienst nochmal zu verfolgen.
Ich find es immer wieder krass diese Parallelwelt zu entdecken. Ich war einfach in einem Township bei einem Gottesdienst in einem Wohnzimmer von einer Familie, die ich nicht kenne und die mich auch nicht kennen und das war noch nicht mal geplant. Sowas habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Ich war echt begeistert, was mich auch wieder in meiner Entscheidung bestärkt hat, im Township zu leben. Sam meinte ich werde noch einige solcher Erfahrungen machen - wo ich mich schon sehr drauf freue.
Eine ähnlich außergewöhnliche Erfahrung war die Verköstigung eines Schafskopfs. Ich habe zum ersten Mal Schafskopf probiert und ich muss sagen ich war positiv überrascht. Das Gehirn war zwar seeehr salzig, aber die Wangen und auch die Ohren haben lecker geschmeckt. Als nächstes stehen geröstete Hühnerfüße auf meinem Speiseplan – ich werde euch berichten.

Soooo, jetzt habt ihr wieder ein paar neue Eindrücke.
Macht euch ein schönes Wochenende, bis die Tage :)